Im folgenden finden sich Berichte und Pressebeiträge des Kreis-Pferdesportverbandes Neuss.
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23.03.2011:
NGZ-Interview mit Lutz Bartsch
Im folgenden findet Ihr das vor zwei Wochen erschienene NGZ-Interview mit Lutz Bartsch zum zehnjährigen Jubiläum als Vorsitzender des Kreis-Pferdesportverbandes Neuss in der ungekürzten Fassung. Die NGZ veröffentlichte es leider stark verkürzt.
Das Interview führte Mareike Roszinsky.
Neuss. Als Lutz Bartsch vor genau zehn Jahren Vorsitzender des Kreis-Pferdesportverbandes (KPSV) Neuss übernahm, stand er vor der großen Aufgabe, die Organisation grundlegend zu modernisieren. Denn obwohl Pferdesport im Rhein-Kreis schon immer eine große Rolle spielte, fiel dem Verband der Sprung ins neue Jahrtausend schwer. Die Strukturen waren angestaubt, der Pferdesport zu wenig in der Öffentlichkeit präsent – obwohl die Leistungen der Aktiven stimmten.
In diesem Zustand übernahm der Grevenbroicher Jurist im Dezember 2000 den Vorsitz. Erfahrungen hatte er zuvor beim TuS Grevenbroich gesammelt, wo er ab 1980 Vorsitzender war. Jetzt, nach zehn Jahren, ist es Zeit für eine Bilanz. Der Grevenbroicher Jurist erklärt im NGZ-Interview, welche Fortschritte er für den KPSV sieht und wo er noch Nachholbedarf sieht!
Herr Bartsch, in welchem Zustand war der KPSV Neuss, als Sie 2000 das Amt des Vorsitzenden übernahmen?
Nun, der Verband hatte zwar viele Vereine und auch hervorragende Aktive; allerdings war es so, dass jeder Verein und jeder Betrieb für sich selbst arbeitete und kaum den Blick nach links oder rechts gerichtet hatte. Dazu muss man allerdings auch sagen, dass der Kreis-Pferdesportverband über viele Jahre mit den Folgen der kommunalen Neugliederung und der daraus resultierenden notwendigen Umstrukturierung zu tun hatte (1975 sind der Kreisver-band Neuss der damals kreisfreien Stadt Neuss und der Kreisverband Grevenbroich zum Kreisverband Neuss zusammengelegt worden). Dass es bei einer solchen Zwangsehe naturgemäß mehr als einige wenige Jahre dauert, bevor es gelingt, alle “Familienmitglieder“ zusammenzuführen, liegt auf der Hand.
Außerdem war der Verband noch mit einem alten Satzungsmodell ausgestattet, dass wenig Demokratisierung erlaubte. Welche Auswirkungen das hatte, zeigt sich am besten daran, dass es bis dahin immer wieder nur mit großen Mühen gelang, ein Kreisturnier auf die Beine zu stellen. Oft genug gab es bis dahin Kreisturniere, die nicht auf einer Veranstaltung, sondern an verschiedenen Orten und im Rahmen verschiedener Veranstaltungen die Kreismeister ermittelt haben. Zudem war es auch keineswegs immer so, dass die Kreismeister im Springreiten und in der Dressur bis zur Klasse „S“ ermittelt wurden. So wurden die Kreismeister 1999 noch über Prüfungen der Klassen „L“ und „M“ ermittelt.
Um hier Veränderungen herbeiführen zu können, bedurfte es allerdings einer großen Zahl engagierter Leute, die bereit waren, an der Neugestaltung des Kreisverbandes aktiv mitzuwirken. Meinem Amtsvorgänger Elmar Klöter, der über 30 Jahre mit großer Umsicht die Geschicke des Verbandes geleitet hatte, hatten sich insoweit sicherlich vorhandene alte Strukturen in den Weg gestellt. Ihm möchte ich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich und herzlich für seine geleistete Arbeit danken.
Was hat sich zum Positiven verändert?
Wir hatten das große Glück, mit Friedhelm Tilmann als stellvertretendem Kreisvorsitzenden diejenige Persönlichkeit für die weitere Arbeit begeistern zu können, die zum einen schon viele Jahre in den alten Kreisvorstand eingebunden war, zum anderen aber im Pferdesport so viel Kompetenz hat, wie kaum ein anderer. Unter Berücksichtigung seines Fachwissens haben wir noch im Jahre 2001 die Struktur des Verbandes durch entsprechende erhebliche Satzungsänderungen völlig verändert. Kern der Veränderungen war die Einrichtung der Fachausschüsse, zuständig für die einzelnen Pferdesportdisziplinen. Die Fachausschüsse sind von der Satzung her mit größtmöglicher Gestaltung-und Entscheidungsfreiheit ausgestattet. Dadurch war es möglich, eine Vielzahl hervorragender Fachleute für die Arbeit in den Ausschüssen zu gewinnen. Agnes Werhahn, Franz-Josef Münker, Claudia und Konrad Kronenberg, Claudia Haller, Hartmut Schmidt, Alexander Pompe, Frederic Tillmann, Marc Boes, Paul Scheibling und nicht zuletzt Edda Hupertz sind nur einige der aktuellen Namen, die für die hohe Fachkompetenz unserer Ausschussmitglieder stehen. Zudem haben wir mit der damaligen maßgeblichen Unterstützung von Christoph Johnen den Quantensprung in das Internetzeitalter geschafft.
Die satzungsmäßige und tatsächliche Einbindung unserer herausragenden Sportler und auch Betriebsinhaber hat dazu geführt, dass aus einer Ansammlung von Individualisten mittlerweile eine große Familie der Pferdesportler geworden ist.
Die letzten 10 Kreisturniere haben durchweg Spring-und Dressurprüfungen bis zur Klasse „S“ gesehen, das Winterfest, dass ebenfalls seit 10 Jahren stattfindet, wird regelmäßig von rund 800 zum großen Teil jungen Pferdesportlern besucht, der ebenfalls seit 10 Jahren stattfindende Vierkampf zählt regelmäßig weit über 100 Aktive Jugendliche, zur Ruhrolympiade im vergangenen Jahr konnten sich über 120 Jugendliche des Kreisverbandes über den Gewinn der von ihnen errungenen Goldmedaille Freuen. Hinzu kommt eine Unzahl von Lehrgängen, die von unseren Fachausschüssen angeboten wurden und werden und die immer wieder auch die herausragenden Ausbilder aus unserem Kreisverband als Lehrgangsleiter gewinnen konnten bzw. können.
Und wo besteht noch Nachholbedarf?
Was das engere Betätigungsfeld des Kreisverbandes betrifft, so gibt es für unsere sicherlich noch viel Luft nach oben im Bereich der Internetpräsenz. So konnten wir jetzt mit Sebastian Niesen einen neuen stellvertretenden Geschäftsführer gewinnen, der IT-Fachmann ist und sich zukünftig schwerpunktmäßig diesem Bereich widmen wird. Dabei soll und wird allerdings im Vordergrund stehen die Hilfestellung für Vereine und Pferdebetriebe, ihre Leistungen und Angebote unter Nutzung des Internets attraktiv und zeitgemäß zu präsentieren.
Weiter werden wir uns in Zeiten des immer näher zusammenrückenden Europa darum bemühen, Partnerschaften zu Verbänden im benachbarten Ausland aufzubauen, um so vor allem unseren Jugendlichen die Möglichkeit zum Austausch mit all seinen positiven Auswirkungen bieten zu können.
Schließlich sollten wir unsere Bemühungen noch verstärken, gegenüber der Gesellschaft im allgemeinen und der Politik im besonderen die erhebliche Bedeutung des Wirtschaftsfaktors Pferd, insbesondere aber auch des pädagogischen Wundermittels Pferdesport zu kommunizieren. Alle Erfahrungen haben bisher durchgängig gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, die an das Pferd und den Pferdesport herangeführt werden, in erheblichem Maße Einfühlungsvermögen gewinnen, Verantwortungsbewusstsein entwickeln, eigenverantwortliches Handeln lernen und durchweg nicht in Suchtgefahren geraten.
Der nationale Dachverband schlägt Alarm: Seit 2004 haben die deutschen Reit- und Fahrvereine etwa 15.000 Mitglieder verloren, Tendenz steigend. Ist diese Entwicklung auch im KPSV Neuss auch sichtbar? Und wenn ja, wie steuert der KPSV dagegen?
Eine generelle Tendenz zu weniger Mitgliedern in unseren Vereinen kann ich nicht feststellen. Vereine, in denen die Vereinsvorstände aktiv sind, Turniere und/oder Lehrgänge u.ä. veranstaltet werden, ist zu beobachten, dass Mitglieder gewonnen werden können.
2011 ist das Internationale Jahr des Ehrenamtes. Wie sieht es im KPSV Neuss aus? Gibt es genügend ehrenamtlichen Nachwuchs in den Reitvereinen?
Dort, wo die Vereine aktiv sind, insbesondere auch ihren Ehrenamtlern genügend Freiraum und Eigeninitiative lassen, haben wir Nachwuchsprobleme nicht zu beklagen. Dort, wo sich nur wenig bewegt und Vereinsfunktionäre nicht bereit sind, Kompetenzen abzugebenden, gibt es natürlich Nachwuchsprobleme. Dies ist aber nicht ein Phänomen der heutigen Zeit. Menschen sind in der Regel gerne bereit, auch ehrenamtlich Zeit und Kraft zur Verfügung zu stellen. Dies werden sie allerdings nur dann bereitwillig und gerne tun, wenn sie sich auch mit eigenen Ideen und eigenen Vorstellungen einbringen können. In unseren Vereinen wie auch im Kreisverband selbst kann ich über einen Mangel an Nachwuchskräften nicht klagen.
Und wie fällt die sportliche Bilanz Ihrer Amtszeit bisher aus? Konnten Spitzen- und Breitensport nach Ihren Vorstellungen gefördert werden?
Wenn ich mir das Angebot der letzten 10 Jahre in Bezug auf den Breitensport ansehe, so kann ich mit großer Dankbarkeit darauf verweisen, dass dank unserer Fachausschüsse eine namhafte Zahl von Förderlehrgängen durchgeführt worden ist und nach wie vor angeboten wird. Die jüngsten sichtbaren Ergebnisse dieser Breitensportförderung sind sicherlich die erfolgreiche Teilnahme des Kreisverbandes an der letzten Ruhrolympiade wie auch der zu einem wahren Zuschauermagneten gewordene Vierkampf unserer Jugendlichen am vergangenen Wochenende in Kaarst.
Am 21. März wählen die Reiter einen neuen KPSV-Vorstand. Stellen Sie sich wieder zur Wahl?
Da sich alle Vorstandsmitglieder zur Wiederwahl stellen werden, wird es für Friedhelm Tilmann und mich eine Freude sein, die Arbeit mit dieser tollen Truppe gemeinsam weiterzuführen. Im Klartext: ja, ich werde mich zur Wiederwahl stellen.
Und welche Ziele haben Sie sich für Ihre nächste Amtszeit gesteckt?
Das Niveau halten, die Internetpräsenz der angeschlossenen Vereine und Pferdebetriebe ausbauen und zumindest die Grundlagen für eine oder mehrere Auslandspartnerschaften legen.
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